Es war ein so schöner Traum, gerade für mich als schon immer im Herzen grüne Frau, dass es endlich einmal für die Natur, die Umwelt und vor allem die Tiere auf eine bessere Reise gehen sollte. Die Grünen, wo ich Mitglied bin, steuerten im Frühjahr auf ungeahntem Sympathiekurs, mit dem man im Traum vor einigen Jahren nicht gerechnet hätte.
Soweit so gut. Es hätte also alles für alle besser werden können. Hätte. Wenn es da nicht diesen ersten Knacks gegeben hätte. Ganz unmerklich zunächst, doch für mich im ersten Moment irgendwie ein Schock.
Ja, wenn ich das jetzt als Frau sage, dann wird man mir bestimmt mangelnde Emanzipationswerte zuschreiben. Aber nein, ich hätte nicht an erster Stelle Annalena Baerbock als erste Kanzlerkandidatin in der Geschichte der Grünen gesehen. Robert Habeck hätte für mich derjenige sein sollen, der unsere Partei zur Regierungsbeteiligung führt. Wirklich gespannt habe ich am PC verfolgt, als die Nominierung bekannt gegeben wurde. Bis zuletzt gab ich die Hoffnung nicht auf, dass er es macht. Und dann das. Wirklich, ich habe nichts gegen Frau Baerbock. Ich kenne sie ja gar nicht. Wer kennt schon Politiker. Aber im Vergleich zu Habeck fehlte ihr eben ein wenig Background, wie man so schon auf denglisch sagen würde.
Trotzdem hätte ich weiterhin an dem Ziel, den Grünen zu einem wirklich guten Wahlsieg zu verhelfen, festgehalten. Zähne eben zusammenbeißen und das beste daraus machen.
Jetzt, ein paar Monate später, bin ich als Frau bei den Grünen irgendwie täglich in der Situation, mich fremdschämen zu müssen. Gerade, wenn man wie ich Ende 50 ist, wirklich viel im Leben mitgemacht und erreicht hat, dann schämt man sich, wenn eine junge Frau von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpert. Eine Frau, die sich tatsächlich einbildet, die nächste Bundeskanzlerin werden zu können. Ich habe viele Talkshows und Interviews in Zeitungen mit ihr verfolgt, weil ich mich vergewissern wollte, dass ich mich nicht zu schämen brauche.
Doch es kam anders. Es kamen kleine Petitessen und dann ein Buch.
Tja, und was soll ich sagen. Beim Thema Buch bin ich als Autorin irgendwie empfindlich. Wenn jemand da einfach etwas zusammenschustert, nur, um schnell ein Buch in die Kamera halten zu können, da werde ich sauer. Sowas macht man einfach nicht, wenn man ein ganzes Land regieren will. Dann reißt man sich zusammen und schreibt dieses blöde Buch, wenn man es geschafft hat. Denn dann hätte man ja sogar ein Thema, über das man schreiben könnte.
Eure Moa Graven aus dem Krimihaus