Juchhuuu ... ich fahre nach Frankfurt!

Doch dann lieber zu Coldplay ...

Schon als kleines Mädchen habe ich mich für das gedruckte Wort begeistern können. Worte, die vor einem auf weißem Papier einfach so daliegen und doch so viel mit einem machen können. Ich war in der Büchergilde, oder besser gesagt meine Eltern. Es war immer ein Ereignis, wenn ein neues Buch nach Hause kam. Gesammelt habe ich auch irgendwelche Aufkleber, um dann am Ende ein großes Buch von Pinocchio in den Händen zu halten. Das Buch habe ich immer noch. Und ich habe auch noch mein erstes Märchenbuch, in dem ich nächtelang gelesen habe. Immer wieder die gleichen Märchen. Es ist total zerfleddert und auch bemalt, ich war halt ein kleines Mädchen.
Irgendwann wurde ich ein großes Mädchen und las mit Begeisterung Krimis und Romane, die von großen Gefühlen handeln. Die „Deutschstunde“ von Lenz habe ich im Unterricht regelrecht gefressen. Hinzu kamen Max Frisch, Solschenizyn und zwangsläufig auch psychologische Fachliteratur. Freud hat mich nie interessiert. Nein, da war noch mehr. Eine unterschwellige Ablehnung gegen diesen Mann, warum genau, kann ich gar nicht begründen. Eben ein Gefühl bei dem, was ich von ihm gelesen habe. Es war nicht viel.
Die späteren Sommer sind immer meine Hauptlesezeit gewesen. Krimis draußen im Garten in der Sonne mit meiner Katze auf dem Schoß. Stundenlang. Und wenn dann die Bücher, vornehmlich Schwedenrkimis, zu Ende gingen, dann war ich glücklich und auch traurig zugleich, weil sie ausgelesen waren. Aber es kamen ja wieder neue. Ich ging in Buchhandlungen und stöberte nach Lektüre für die Zwischenzeit. Und auch dabei habe ich so manche Autorin und Autoren entdeckt, die ich bisher nicht kannte.
Mein größter Traum war es, einmal als Gast beim Bachmann-Preis dabei zu sein. Und dann natürlich auch die Frankfurter Buchmesse. Das alles klang so groß und gigantisch. So fantastisch. Viele große Hallen und alle voll mit Büchern. Und vor allem Autoren, die die ganzen Seiten beschrieben haben. Sie haben Stunden damit zugebracht, sich Geschichten auszudenken und niederzuschreiben. Ein Faszinosum für mich. Ich habe sie beneidet um das Glück, genau das tun zu dürfen. Schreiben!
Und jetzt im Jahr 2017? Jetzt bin ich selber Autorin. Niemals hätte ich damals damit gerechnet. Und ich könnte jetzt sogar auf Buchmessen fahren, und zwar, um meine eigenen Krimis zu präsentieren. Aber ich was soll ich sagen, ich verspüre nicht die geringste Lust dazu. Ich bin über fünfzig, da relativiert sich so manches im Leben. Durch einen Abend mit der schonungslos ehrlichen Kritikerin des Literaturbetriebes habe ich noch mehr von meiner Bewunderung von Bestseller-Listen eingebüßt. Ein Kriterium, mir ein Buch zu kaufen, waren sie sowieso nie.
Nein, ich bin nicht enttäuscht, eher realistisch. Ich gehöre mit meinen Krimis nicht nach Frankfurt. Denn ich bin eine Selfmade-Autorin, die es alleine geschafft hat, sich eine Fangemeinde zu erschließen. Und Buchhandlungen interessieren sich sowieso nicht für meine Bücher, sondern meine Leser. Und die kann ich bei anderen Gelegenheiten treffen wie bei meinen vielen Lesungen und Krimi-Ständen. Und ehrlich gesagt, um mich durch eine große Masse Menschen zu schieben, um vielleicht einen Blick auf für mich interessante Autoren zu werfen, ist mir das Geld zu schade.
Da kaufe ich mir lieber ein gutes Buch oder eben Tickes für Coldplay. So komme ich auch nach Frankfurt und mache das, was mir gefällt!
Eure Moa