Wer flieht denn vor dem Weihnachtsmann ...

Eigentlich macht mir Weihnachten gar nicht so viel aus. Doch eine einfach dahingesagte Frage einer Bekannten, die mich vor ein paar Wochen im Krimihaus besuchte, beschäftigt mich noch immer. "Fährst du über Weihnachten weg?", fragte sie, so, als sei das die beste Lösung, dem Komsumrausch und er Verlogenheit zu entkommen. Ich stutzte einen Moment, dann sagte ich: "Mir ist Weihnachten irgendwie egal, warum sollte ich da wegfahren?" 

Tja, und doch, so liest man ja immer wieder, gibt es Menschen, die von zuhause fliehen, wenn andere anfangen, tote Bäume ins Haus zu schleppen. Aber warum eigentlich? Mir wäre Weihnachten in Madagaskar genauso schnuppe wie in Ostfriesland. 

Und dann las ich heute Morgen in der letzten Ausgabe der ZEIT für dieses Jahr, die schon seit über einer Woche bei mir auf dem Küchentisch liegt, diverse Artikel, bei denen es auch um Weihnachten ging und wie wir damit umgehen. Das fand ich sehr erheiternd teilweise, erkenntnisreich und manchmal auch nachdenklich stimmend. Weihnachten hält die Gesellschaft mit den ganzen Ritualen auch ein Stück weit zusammen, las ich. Und irgendwie sind die Frauen daran schuld, dass es Weihnachten Kekse gibt, ein festliches Menü und Geschenke für alle. Ja, habe ich da gedacht, wenn FRAU sich nicht um alles kümmern würde, dann gäbe es Weihnachten sicher gar nicht mehr. Männer sind doch, was die Vorbereitungen betrifft, eher diejenigen, die auf Anweisungen warten von den Frauen. Sie selber würden doch einfach so weitermachen wie den Rest des Jahres. Faulenzen, vor der Glotze hängen und warten, bis die Feiertage vorbei sind. Aber ist das wirklich so schlimm, wenn man sich zu Weihnachten so verhält wie immer? Wenn man nicht bei jedem Kerzenglanz und Weihnachtslied ausflippt oder anfängt zu weinen? Oder im schlimmsten Fall sogar Gutes tut und Menschen, die alleine leben, auch noch mit seinen Gefühlen, die ja irgendwohin müssen, belastet, und diese zum Essen einlädt? 

Ja, ich frage mich allen Ernstes, warum Alleinstehende nicht das Recht haben, auch an diesen drei besonderen Tagen alleine zu sein. Dinge zu tun, die sie sonst auch tun. Warum wird das plötzlich zum Problem, nur weil überall tote Bäume in den Wohnzimmern stehen, die zu ihrem eigenen Begräbnis mit Firlefanz behängt werden? 

Vielleicht liegt es einfach daran, dass wir mit uns selber Mitleid haben, weil wir Weihnachten feiern müssen und diese Alleinstehenden darum beneiden, dass sie keinen Stress haben mit ihren Vorbereitungen, weil sie schlicht niemanden einladen oder um sich haben wollen. Wir, die wir in Familien leben, müssen da irgendwie durch. Und ja, manchmal, da kann man schon neidisch werden auf alle, die sich klammheimlich aus allem raushalten, sich wie sonst auch einen gemütlichen Abend machen und früh schlafen gehen ohne Völlegefühl.

Aber es gibt bestimmt auch die diejenigen, die ganz ohne den Druck von außen in weihnachtliche Stimmung kommen. Glauben kann man ja daran.

In dem Sinne

Hoch die Tassen, es weihnachtet sehr ;-)

eure Moa Graven